Mittwoch, 25. April 2007

Meteorologen 2

Was kann man nun wirklich erkennen? In den letzten hundert Jahren und speziell in den letzten 20 hat sich die Welt auf dramatische Art und Weise verändert. Tut sie dies nicht immer? Ja, schon. Aber eine Häufung an dramatischen, neuen und nicht mehr zu verändernden Umständen macht mir bewusst, dass etwas Neues angefangen hat. Nennen wir es doch ruhig eine neue Epoche: Postmoderne – auch wenn manche da schon abkotzen möchten. Doch Post- bedeutet nicht Anti- oder das Ende der Modernen. Die Übergänge sind fließend und aufeinander aufbauend. Ich will mal unvollständig aufzählen:
· Politisch: nach 1./2. Weltkrieg, Kalter Krieg und 68er -> Fall der Mauer, Wegfall der Blöcke und Feindbilder, Terrorismus. Schuldenfalle, Sozialabbau, „Weltinnenpolitik“, Millenniumsziele der UN.
· Wirtschaftlich: Globalisierung, Mobilität, Dauerarbeitslosigkeit, Wegfall ganzer Berufsgruppen, Grenzen der Wissenschaft und Forschung, Internet.
· Soziologisch: Demographischer Wandel, Multikulti (alle Völker sind überall anzutreffen), Wegfall sozialer Bindungen, Völkerwanderungen (noch nie haben so viele Menschen ihren Wohnort/ihr Land gewechselt), „der gläserne Mensch“ (Datenschutz?), Wegfall von Autoritäten und Obrigkeit, Subjektivität und Relativismus lösen Vernunft und Objektivität ab.
· Religiös: Fundamentalismus/Fanatismus, Synkretismus/Esoterik, Religionswechsel (noch nie haben so viele Menschen ihre Religion gewechselt), „Ende“ der Metaerzählungen, dennoch steigende Suche nach Spiritualität.
· Ökologisch: Klimawandel, Ende der fossilen Rohstoffe in Sicht, Suche nach erneuerbaren Energien.
· Kulturell: Alles ist möglich, nichts gibt es nicht. Pluralismus, Mediengesellschaft.

Ulrich Giesekus hat einmal gesagt, dass Verdun, Auschwitz, Hiroshima, Gulag, Vietnam und Tschernobyl die Moderne begraben haben.
Die Frage lautet daher: Wie lebt man denn nun heute? Denn keiner kann darüber mehr verbindlich Auskunft geben. Ratlosigkeit macht sich breit. Viele Menschen haben bereits Zeichen der Zeit erkannt; doch gerade die Kirchen tun sich sehr schwer, auf diese neuen Rahmenbedingungen angemessen zu reagieren. Deshalb gibt es auch ganz viele neue Initiativen, Projekte und Workshops, die darauf reagieren wollen: a) zurück zur Moderne, b) Postmoderne gestalten, c) Postmoderne verteufeln, d) Global denken – lokal handeln.

Geistliche Meteorologen sollen wir sein, sagt Jesus. Da wir das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen können – im Gegenteil, es wird ja kräftig weitergedreht – müssen und dürfen wir die Chancen für das Evangelium von Jesus Christus klar benennen und leben! Vielleicht sind die Chancen sogar so gut, wie seit Jahrhunderten, wie seit Luther nicht mehr. Denn nur wenn der Mensch auf der Suche ist, findet er auch was (gut, etwas pauschal). Aber am Ende des Staatskirchentums (hier betätige ich mich mal prophetisch…), am Ende vieler zwielichtiger Autoritäten und Ordnungen gibt es in der Tat eine neue Sehnsucht nach ganzheitlicher, kraftvoller Spiritualität. Jesus sagt: „Heute hat sich dieses Wort vor euren Ohren erfüllt“ (Lukas 4, 21). Wir dürfen damit rechnen, dass Gott heute sein Reich bauen will, nicht erst morgen oder in der Post-Postmoderne.

Neues

Will nur schnell auf die Literaturliste in meinem Profil hinweisen. Diese wird natürlich noch aktualisiert. Außerdem habe ich neue Links und Tipps zu aktuellen Themen und Texten reingestellt. Ja, sogar ich habe etwas vom Sozi Wowereit gelesen...

Mittwoch, 18. April 2007

Micha

Wenn man über Gemeindeaufbau und die Wiederherstellung der Gemeinde nachdenkt, dann kann dies in geistlicher Fummelei enden. Wie schnell redet man, rede ich stundelang über das, wie Gemeinde sein müsste, was Gemeinde sein könnte, was jeder einzelne machen sollte...
Die Micha-Initiative begeistert mich, weil sie das Denken mit dem konkreten Handeln verbinden möchte und besonders auch die im Blick hat, die an den wirklich wichtigen Hebeln sitzen. Eigentlich ist ja auch alles klar, aber wir haben oft nicht die Kraft und den Mut, einfach nur das zu tun, was dran ist. "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was Gott von dir fordert!" (Micha 6, 8). Wir wissen schon ganz viel, und kommen doch nicht aus dem gemeindeinternen Diskussionsdrama raus.
- Wir müssen wieder ganz neu zurück zu dem, was Jesus gesagt und vorgelebt hat - auch in seiner einzigartigen Radikalität. Oder kann man so nicht Christsein leben, wie unser Herr es vorgelebt hat?
- Wir müssen wieder ganz eng an den Menschen sein, die mit uns unterwegs sind - gar nicht mal die Christen, sondern unsere Mitmenschen allgemein. Oder machen wir uns damit die Hände schmutzig, wie es aber doch unser Herr auch getan hat?
- Wir müssen Buße tun, weil wir oft doch nur eng an uns selbst, den Geschwistern, den Traditionen der Gemeinde und unseren oft mangelhaften Vorstellungen von Gott und seiner neuen Welt waren. Oder (ge-)horchen wir dem prophetischen Dienst, der den Gemeindekult durchbrechen möchte und einen neuen Horizont aufreißt?
Micha 6, 8 - morgen geht es in der Bibelstunde weiter. Jetzt geht es erst einmal nach Fredersdorf, Grundkurs Mission.

Samstag, 14. April 2007

wie geil!!!


Fast in letzter Sekunde. Wie geil ist das denn? Schade für die Borussia, aber im Abstiegskampf ist sich jeder...

Freitag, 13. April 2007

Filbinger und Oettinger

Chance vertan. Ich kann nicht beurteilen, unter welchen Zwängen und auch mit welcher inneren Einstellung Filbinger damals gelebt, gelitten und auch gerichtet hat. Aber einem Mann aus der CDU hätten doch ganz andere Worte in einer Trauerrede einfallen können und auch müssen: "Hans Filbinger hat die Kraft der Versöhnung und Vergebung in seinem Leben erfahren. Wo er Schuld auf sich geladen hat oder laden musste, hat er auch erfahren dürfen, was Neuanfang und Befreiung bedeutet." Mit solchen Worten wäre Oettinger wirklich ein Mann der CDU gewesen, kein Nestbeschmutzer und auch keiner, der einen Toten in den Dreck zieht. Ich werde an Joh 1, 5-10 erinnert: Wir hören die Einladung Gottes, mit unserer Schuld, die wir alle täglich haben, nicht im Dunkeln zu bleiben, sondern in Gottes heilsames Licht zu treten. Schade, Günter O.!

Donnerstag, 12. April 2007

Meteorologen

Meteorologen können die Zeichen des Himmels gut deuten. Ich glaube, ihr Ruf ist schlechter als nötig bzw. berechtigt. Jesus fordert auf, in gewisser Weise auch Meteorologe zu sein: „Was aber heute vor euren Augen geschieht, könnt ihr nicht richtig beurteilen“ wirft er seinen Zeitgenossen vor (Mt 16, 1-4). Wir müssen geistliche Meteorologen sein. Das war der Auftrag an die Christen zu allen Zeiten, und kein bisschen weniger gilt uns dies in der sog. Postmodernen oder Post-Postmodernen auch. „Wer Ohren hat zu hören, der höre“ nennt er dies an vielen anderen Stellen. Manchmal lässt uns/mir das Gemeindeleben und die Gemeindearbeit wenig Zeit, diese Aufgabe anzugehen. Was erkennen wir jetzt und welche Weichen müssen wir jetzt stellen, um in 10-15 Jahren noch intensive und siegreiche Gemeinschaft von Christen zu sein? Im Hinblick auf Demographie, Gemeindefinanzen, soziale Gerechtigkeit? Aber auch im Hinblick auf geistliche, ethische Herausforderungen, spirituelle Bedürfnisse, Alltagsrelevanz des Glaubens? Ohne Zukunftswerkstatt – privat und gemeinschaftlich – kommen wir, komme ich da nicht aus…

0:2 - Die Bayern sind raaaauuuussss!


Dienstag, 10. April 2007

Was wäre wenn?

Gemeinde ist meine große Leidenschaft. Ich glaube, Gemeinde ist der Ort, an dem wir am Besten göttliche Prinzipien und von Jesus geprägtes Leben gestalten können. An vielen Punkten gelingt dies, an vielen Punkten erleben wir "Vereinswesen", an vielen Punkten stehen wir Gott im Weg. Nun gut, wir sind Menschen. Doch haben wir in der Gemeinde Chancen, die es sonst nicht gibt: Vielfalt der Generationen, Persönlichkeiten und Charaktere; Dienen und Leben mit Menschen, die man sich nicht ausgesucht hätte; dadurch Reibung und Prüfung; Reichtum an Gaben und Fähigkeiten; sicher auch theologische Vielfalt usw. Im Unterschied zu New-, City- und Independent-Churches ist eine traditionelle Gemeinde Schwerstarbeit, die sich aber auszahlt an Reife, Tiefgang und Beständigkeit. Alle anderen Gemeinden kommen auch noch auf unser Klowasser trinken, pflege ich dann immer zu sagen.

Was wäre aber, wenn Jesus eine religiöse, spirituelle, politische, wirtschaftliche, soziale, kulturelle, künstlerische, intellektuelle und ökologische Revolution beginnen wollte, eine Revolution der Herzen, Hirne und Hände - und wir haben eine Kirche daraus gemacht? Genau das frage ich mich zurzeit. Gemeinde ist genial. Gott will Gemeinde. Keine Frage. Aber vielleicht bleiben wir meilenweit hinter dem her, was Jesus ursprünglich wollte und uns zutraut (z.B. Joh 14, 12)? Wir sind nicht Gott, wir sind nicht Jesus. Gut. Sind wir aber auf Gottes Spur? Haben wir den Kern seiner verborgenen und geheimnisvollen Botschaft entdeckt bzw. sind dabei, ihn zu entdecken? Lassen wir uns die Parameter und Rahmenbedingungen für unser Stück Reich Gottes in Lichtenberg von Ihm setzen? „Machen“ wir Gemeinde und (hinter)fragen gar nicht mehr, was wir da und wie wir es machen? Etwas zynisch gesagt: War’s das schon?

Seit einem knappen Jahr denke ich darüber nach, Bücher (McLaren, Brewin, Malm, Kimball, Yancey…) darüber fallen mir in den Schoß, Gespräche eröffnen sich… Ich muss da dran bleiben, ganz neu die Evangelien lesen und um Verstand und Verständnis bitten. Der Gemeinde habe ich gesagt, meine Position stärker zu vermitteln. Diesen Berg muss ich jetzt bezwingen, sonst habe ich nichts zu erzählen.
Und wenn ich was Neues entdecke, was dann? Wenn sich nur ein wenig von meinen Fragen bewahrheiten, was muss sich dann ändern, in meinem Leben, in meinem Dienst, in meinem Christsein? Thesenartig werde ich mich diesen Fragen/Themen nähern. Ich freu mich drauf, hab aber auch ein wenig Angst…

Liebe Grüße, seid behütet, Martin.

Donnerstag, 5. April 2007

Zwei

Zwei Gedanken bewegen mich seit Sonntag. Außer Konkurrenz läuft natürlich meine Familie. Matthias schläft viel und ist gesund. Wie gut. Danke.
Nun aber die beiden Punkte: Der HSV hat wieder einen Dreier geholt. Wie wichtig! Was wird das für ein Saisonende. Herrlich spannend!
Viel wichtiger: Wir hatten am Sonntag eine wichtige Gemeindestunde. Mit Zweidrittelmehrheit haben wir uns für ein Probehalbjahr Gottesdienstbeginn 10:00 Uhr für die zweite Jahreshälfte entschieden. Außerdem verlief die Diskussion über das Nachbargrundstück sehr konstruktiv. Am 29. April wird dann entschieden. Die Gemeinde hat bisher viele Veränderungen annehmen und gestalten können bzw. auch müssen. Respekt! Vor sieben Jahren gab es noch das alte Gemeindehaus. Jetzt haben wir fast sechs Jahre schon unser tolles Gemeindezentrum, Projekte im Kiez laufen, ein Verein wurde gegründet, ein zweiter Mitarbeiter angestellt, der Gottesdienstbeginn probeweise verändert... Und jetzt wird vielleicht noch ein Grundstück gekauft? Das ist echt viel in kurzer Zeit. Zumal jede und jeder einzelne sich ja auch noch verändert. Neue Leute kommen dazu, Gott verändert Herzen - manchmal schnell, manchmal langsam. Wir sind aber eben unterwegs und stehen nicht auf der Stelle. Und fromm gesagt: Wenn Gott was vorhat, wird er auch diesen Weg mit uns gehen. Mal sehen, wie alles weitergeht. Ich spüre: Auch wir sind miteinander im Werden. Manchmal schnell, manchmal langsam!