Dienstag, 26. Juni 2007

geschickt oder ungeschickt?

Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lukas 9, 62)
Fast alle Feiern zum 75. Gemeindegeburtstag liegen hinter uns, die Hirschluch-Gemeindefreizeit beginnt in wenigen Tagen. Natürlich haben wir zurückgesehen, und das ist ja auch gut so. Und wir haben die Chance, unsere Kraft und Orientierung für die Zukunft auch aus Erinnerungen und Erfahrungen zu ziehen. Aber sie sind eben nicht die Zukunft. Nervosität in manchen Kreisen kommt sicher auch daher. Wenn Dinge sich automatisch ändern oder wir einfach nichts dagegen unternehmen können - ok. Aber das Veränderungen auch noch forciert werden? Wie schnell wird dann gedacht, dass dies deshalb getan wird, weil das Alte schlecht oder nicht gut genug gewesen sein soll. Doch genau da liegt die fehlende Kenntnis oder sogar das Misstrauen. Wer zurücksieht, also im Alten verharrt, das Alte vergoldet, der hat keine Kraft für das Heute und Morgen. Der wird die Veränderungen nur erleiden aber eben nicht mitgestalten.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Neuer Wein in neue Schläuche

Aufgrund des Artikels in „Die Gemeinde“ (Nr. 13, 2007) von Andi Balsam (vielen Dank dafür!) über die „Emerging Churches“ habe ich mit einem pensionierten Pastor gesprochen. „Unsere Gemeinden haben an missionarischer Kraft verloren und wir haben auch nicht mehr das Zeug, eine starke missionarische Bewegung zu werden. Neuer Wein gehört in neue Schläuche und will auch nicht in Gemeinden unserer Art, so modern sie sich auch geben. Wenn es gut läuft, werden sich immer wieder mal 2, 3 Leute zu uns verirren, und das war’s dann auch.“ So in etwa hat er gesagt. Ich ahne, das stimmt. Doch was sind die Gründe dafür? Und was müsste sich ändern, dass dieser Pastor Unrecht behält? Ich befürchte dreierlei: Zunächst wollen wir gar keine Gemeinden sein mit missionarischer Durchschlagskraft, weil uns der Preis zu hoch ist. Wo wir das wissen, geben wir es nicht zu. Oft spielt sich diese Ablehnung aber unterschwellig ab. Unsere Ekklesiologie müsste vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Und wer hat dazu schon Kraft und Mut. Vielleicht am 31. Oktober 2017? Zweitens erlebe ich viel „Rumgedoktere“ an den Symptomen. Da machen wir vorschnell ein wenig auf Emerging. Und schließlich nehme ich in missionarisch aktiven Gemeinden eine große Bedeutung der Bekehrung, der Lebensübergabe, des Raums der Entscheidung, der Taufe wahr („Die Gemeinde“ u.a „Taufen“ und in 2007: Nr. 8, S. 22.24; Nr. 10, S. 20; Nr. 11, S. 23). Ja ist es das denn wirklich?
Ich mache meine Arbeit mit großer Leidenschaft. Was die Zukunft angeht bin ich aber auch ziemlich angespannt.

Dienstag, 12. Juni 2007

heiße Phase


Nun beginnt die heiße Phase der vorsommerferienlichen Zeit, u.a.:
- Hochzeit Assmann/Dammann am 16. Juni
- Festgottesdienst zum 75. Gemeindejubiläum am 17. Juni
- Straßenfest am 23. Juni
- Insel-Gottesdienst am 24. Juni
- Gemeindefreizeit in Hirschluch vom 29. Juni bis 1. Juli
- Verabschiedung aus dem Bibelunterricht am 8. Juli.

Der Chor hat neulich gesungen"Wir bitten dich, Herr, um deinen Geist" - das ist auch mein Gebet!

Werde versuchen, meine aktuellen Termine hier immer mit reinzunehmen (siehe rechter Rand). Falls mich mal jemand suchen sollte...

Samstag, 2. Juni 2007

Gemeindeprozess Teil 2

Als Gemeinde haben wir uns auf den Weg gemacht, über Auftrag, Leitbild und Visionen nachzudenken und Grundsätze zu formulieren. Durch das neue Gemeindehaus, viele neue Leute und Begabungen, offene Türen, Initiativen und Projekte, Fingerzeige Gottes, aber auch Spannungen, Irritationen und Konflikte wurde uns dieses Thema auf die Tagesordnung gestellt: Wie wollen wir unsere Gemeinde in Lichtenberg eigentlich gestalten und erleben?

Nachdem wir A) unseren zeitlosen Auftrag mit den fünf Grundsäulen der Gemeindearbeit beschrieben haben, müssen wir morgen nach dem Gottesdienst einen Schritt weitergehen:
B) Wie sollen wir diesen Auftrag konkret umsetzen? Ein Leitbild, das sich an unserem Vorbild Jesus Christus orientiert, hilft uns, dem Auftrag ein Gesicht zu geben. Das Was ist wohl kaum zu diskutieren, aber das WIE müssen wir für uns klären. Wie wollen wir diesen Auftrag umsetzen? Hier darf ich noch einmal an die Trennung zum Womit (den Visionen und Projekten) erinnern: Womit ist zurzeit: z.B. Insel-Gottesdienste, Gruppenangebot, Freizeiten, Sozialfonds, Gebetskreise usw. Beim Womit müssen wir immer wieder in regelmäßigen Abständen fragen und klären: Erreichen wir damit unseren Auftrag bestmöglich, ist etwas im Womit zu ändern, welche neuen Projekte müssen wir starten? Beim Wie geht es dagegen um die Philosophie, um die innere Einstellung und Haltung, geistliche Prinzipien und Grundwerte. Kurzum: Das Leitbild. Hier kommen wir selbstverständlich auch nicht ohne Bibel aus. Genauso wenig wie wir selbst entscheiden, was wir machen, was unser Auftrag ist, klären wir das Wie unabhängig von Gottes Willen. Doch kommt noch eine Sache hier dazu: Wie wünschen sich Außenstehende unsere Gemeinde, wie würden sie uns gern erleben? Das Was kann von außen oft auch so benannt werden, wie man es auch von einem Sozialverband erwarten würde. Hier lassen wir uns nicht beirren. Das Wie kann aber von außen wichtige Impulse bekommen. So wie wir das Was brauchen, damit wir uns nicht verzetteln, nichts vergessen und nicht einfach Gemeinde drauflos bauen, so brauchen wir das Wie, damit wir nicht intern streiten, immer wieder Veränderungs- und Gestaltungskonflikte austragen müssen.

Dreizehn Punkte möchte ich als Arbeitsgrundlage morgen im Gottesdienst vorstellen; ich bin gespannt, welche Bewertungen und "Rangfolgen" die Gemeinde für sich entdeckt.
Wir forumulieren also einmal:
· Wir träumen von einer Gemeinde mit…
· Wir wollen eine Gemeinde sein mit…
· Wir setzen uns ein für eine Gemeinde mit…
· Wir sind überzeugt: Gott will eine Gemeinde mit…
· Man soll über uns sagen, wir seien eine Gemeinde mit…

1. barmherziger, freundlicher Ausstrahlung; Begeisterung für Gottes Sache: Apg 3; 40, 20; 5, 29.41; Röm 12, 11-12; Mt 22, 37-40; 1. Kor 9, 16; Mt 11, 28-30; Lk 10, 25-37.
2. guten Kontakten zum Kiez und in die Nachbarschaft; kultureller, sozialer und gesellschaftlicher Relevanz; Bewusstsein für Nöte und Probleme: 1. Kor 9, 19-23; Apg 2, 47; Mt 25, 31ff; Sach 7, 10; Jes 58, 5-7; Lk 10, 35; Jer 29, 7.
3. Alltagstauglichkeit; erlebbarem und verändernden Glauben: Röm 12, 1; Jak 1, 23-27; Jes 58, 5-7; Gal 2, 20; 2. Kor 5, 16+17; 1. Joh 1, 3a; 3, 18; Mt 7, 7.
4. finanzieller und ideeller Gebebereitschaft; Einsatz und Dienstbereitschaft für die Gemeinde: Phil 4, 11-19; Apg 2, 44.45; 4, 32-37; Lk 11, 42; Mal 3, 10; Joh 13, 12-17; Lk 9, 25-37; 1. Joh 3, 18; Lk 10, 35.
5. allen Generationen; einem „Instinkt“ für die junge Generation: Apg 2, 17f; 4, 32; Eph 6, 1-4; Ps 133, 1; Hebr 13, 7; 1. Tim 4, 12; Kol 3, 20+21.
6. Wachstum; Sendungs- und Missionsbewusstsein; Offenheit für neue Leute: Lk 5, 27-32; 14, 23; 15; 19, 10; Mt 18, 14; Joh 20, 21; Apg 4, 20; 10; 1. Kor 9, 16; 2. Kor 5, 20; 12, 14.15; 2. Tim 4, 2; Lk 10, 2.
7. Echtheit; Glaubwürdigkeit; verständlicher Sprache; authentischem Lebensstil: Eph 4, 20-26; Joh 8, 31+32; 1. Kor 9, 19-23; Apg 17, 16ff; Gal 2, 14; Röm 14, 1-6.
8. Vielfalt; gesunder Ausgewogenheit; Buntheit: Ps 104, 24; 1. Kor 3, 5-11; 1. Kor 12, 4-7.12-31; Kol 3, 16+17; 1. Kor 14, 26.
9. Gabenorientierter Mitarbeiterschaft; Einsatz der Geistesgaben: 1. Kor 12+14; Röm 12; Eph 4, 1-16; Neh 3; 2. Mose 18, 13-27; Apg 6, 1-7.
10. Qualität; Bereitschaft, für Gott und die Gemeinde das Beste zu geben: Kol 3, 17; Mal 1, 6-14; Neh 4, 17; Lk 19, 11-27; Mt 5, 16.
11. geistlichem Leben und Wachstum; leidenschaftlicher Spiritualität; Gebetsleben; Liebe zur Bibel: 1. Kor 3, 6; 2. Mose 18, 13-27; Apg 2, 41-47; 6, 1-7; Eph 4, 15-32; Hebr 12, 1.2; Phil 1, 6; Joh 8, 11; Lk 6, 12; Gal 5, 16-26; 6, 1-2; 2. Petr 3, 18.
12. Mut und Willen zur Veränderung; Offenheit für Gottes Absichten: Apg 16, 6+7; Apg 10; Gal 2, 11-21; Lk 10, 1-12; Eph 3, 20.
13. Herzlichkeit; liebevollen, gesunden Beziehungen; tätiger Nächsten-liebe: 1. Kor 13; Neh 3; Lk 9, 25-37; 10, 1; Joh 13, 34-35; Jak 4, 11.12; Röm 12, 10; Mt 22, 37-40; Ps 133, 1; Phil 2, 1-11; 1. Joh 3, 18.

Freitag, 1. Juni 2007

Was mich bewegt

Ich habe meinen Bruder Ernst immer so eingeschätzt, dass er seine Kirchengemeinde besonders auch nutzt, um sich sozial zu engagieren und um sich für Gerechtigkeit einzusetzen. Es hat mich schon sehr bewegt, wie bei seiner Beerdigung auch sein Glaube im Mittelpunkt stand. Er hat ihn öffentlich bezeugt und sich auch kurz vor seinem Tod durch eine Bibelarbeit zu Gott bekannt. Sicher nicht das erste Mal.

Wie wir unseren Glauben leben, wird angesichts der Probleme unserer Zeit und unserer Gemeinden immer unwichtiger. Um es mit Paulus zu sagen: Nicht der Glaube verbindet uns, denn den leben wir alle unterschiedlich aus und vor. Der Geist Gottes verbindet uns; denn es gibt nur diesen einen Geist Gottes, der in uns leben möchte.